Erkenntnis und Freude. Ein gekürzter Auszug aus: ‘Das Denken beginnt mit dem Lachen’. (1)

Das Thema: Die Verbundenheit von Erkeinntnis und Freude. Ein gekürzter Auszug aus : ‘Das Denken beginnt mit dem Lachen: Die unsterbliche Kultur des Iran’, M. Jamali und G. Yegane Arani-May, S. 1-4, 2009.

In den Pahlavi-Schriften (dem Wizidagīhā-ī Zātspram oder den „Auswahlen des Zatspram“) erfahren wir, dass die Gottheit Vohuman (die auch Bahman und Human genannt wird) sich bei der Geburt Zarathustras in ihn „hineingemischt“ und mit ihm „vereinigt“ hat, und dass Zarathustra daraufhin lachte. Dies nun ist kein besonderes Ereignis gewesen, dass nur einem Auserwählten zugedacht worden wäre, sondern diese Begebenheit reflektierte die ursprüngliche Weltbetrachtung der Iraner insgesamt.

[…]

Im Gegensatz zum monopolhaften Status des Lachens bei der Geburt des Zarathustra, dachte man in der frühen Vorstellungswelt des Iran, dass es sich auf so eine Weise bei allen Menschen belaufen würde, denn Vohuman (Bahman) verkörpert den schöpferischen Denk-Urgrund in jedem Menschen. Das Gebären und das in die Welt kommen, beides sah man als ein Existenz-Erblühen oder als ein ‚Entflammen’ eines göttlichen Feuersamens im Menschenleib an. Das „Blähen“ der Seele und des Leibes in Freude wurde gleichgesetzt mit dem Lachen.

Dieses Lachen beinhaltete keineswegs das über-jemanden-Lachen oder ein über etwas das außerhalb des eigenen Wesens liegt zu lachen. Das Lachen tritt stattdessen im Erscheinen der eigenen Lebensfreude auf, die von einem gleichzeitigen Aufgehen der Lichtstrahlen begleitet ist. Die Gottheit Bahman (Vohuman) nun verkörpert das Prinzip und die Quelle des fröhlichen Denkens in der Natur des Menschen. Und als untrennbare Zwillinge, fassten das Denken und die Freude den gesamten Leib des Menschen mit ein, und sie wurden als im Menschen naturhafte Phänomene betrachtet.

Mit der Monopolisierung des Lachens, das durch die Verbindung mit Vohuman entsteht, und mit der Reduzierung allein auf das Erlebnis Zarathustras als ein einmaliges und besonderes Vorkommnis, wurde die Ursprünglichkeit des Menschen an sich durch den Zoroastrismus aufgehoben. Man negierte damit die frühe Vorstellung über eine Untrennbarkeit des Zusammenhangs zwischen der Freude und der Erkenntnis.

In den Lehren Zarathustras und später im Islam wurde die Verbindung von Freude und Erkenntnis zergliedert und beides als sich widersprechende Dinge aufgefasst.

[…]

In den Gathas zeigt Zarathustra im Bild der klagenden Urkuh (Aevo-daata), die das Allleben in der Welt (Geusch-Urvan) verkörpert, das Unvermögen des Wesens sich gegenüber dem Leid das im angetan wird zu schützen und das Tier ruft nach einem der ihm hilft und es von seiner Pein erlöst. Dieses Urwesen kann sich nicht mittels der eigenen Kraft befreien, geschweige denn jemals eine eigene Freude erlangen. Es ermangelt dem Leben an der Fähigkeit sich gegenüber dem ihm angetanen Leid zu erwehren.

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